Die Bertelsmann Stiftung: Der Ausbau der Ganztagsschulen kommt überall in Deutschland voran

Die Bertelsmann Stiftung: Der Ausbau der Ganztagsschulen kommt überall in Deutschland voran

Gütersloh, Germany, 19-Oct-2017 — /EuropaWire/ — Der Ganztagsschulausbau kommt weiter voran. Aber noch längst haben nicht alle Kinder in Deutschland die Chance auf einen Platz in einer guten Ganztagsschule. Die Bertelsmann Stiftung hat berechnet, was ein flächendeckender und qualitativer Ausbau kostet. Bund, Länder und Kommunen können den erforderlichen Ausbau bewältigen, aber nur gemeinsam. 

Gütersloh, 17. Oktober 2017. Der Ausbau der Ganztagsschulen kommt überall in Deutschland voran. Gab es noch zu Beginn des Jahrtausends bundesweit nur für jeden zehnten Schüler einen Ganztagsplatz, standen im Schuljahr 2015/2016 immerhin viermal mehr Plätze zur Verfügung. Die Erwartungen der Eltern gehen allerdings weit über den heutigen Ausbaustand hinaus: Fast drei Viertel von ihnen wünschen sich einen Ganztagsplatz für ihr Kind.

Seit dem Ende des Investitionsprogramms des Bundes im Jahr 2009 hat der Ausbau jedoch deutlich an Fahrt verloren. Wenn es im gleichen Tempo weitergeht wie zuletzt, wird es noch mehr als vier Jahrzehnte dauern, bis ein flächendeckendes Angebot für alle Schüler bereitsteht. Für Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, ist deshalb klar: “Die neue Bundesregierung muss dem Ganztagsausbau Priorität geben. Gute Ganztagsschulen sind ein Motor für die Chancen von Kindern und Jugendlichen.”

Modellrechnung: Verdoppelung des Ganztagsangebots bis 2025 machbar

Die nun vorliegende Studie der Bertelsmann Stiftung von Klaus Klemm und Dirk Zorn hat berechnet, wie gute Ganztagsschulen in der Fläche zu realisieren sind. Um bis zum Jahr 2025 80 Prozent aller Schüler zu erreichen, müssen weitere 3,3 Mio. Ganztagsplätze geschaffen werden, bei Berücksichtigung steigender Schülerzahlen. Mit adäquaten Qualitätsstandards werden für diesen Ausbau rund 31.400 zusätzliche Lehrkräfte sowie 16.200 weitere pädagogische Fachkräfte (Erzieher, Sozialpädagogen, etc.) benötigt. Jährlich fielen dafür etwa 2,8 Mrd. Euro an zusätzlichen Personalkosten an. Um die notwendige räumliche Infrastruktur aufzubauen, müssten die kommunalen Schulträger insgesamt rund 15 Mrd. Euro investieren.

“Der Ganztagsausbau ist von den Eltern gewollt, pädagogisch geboten und finanziell machbar. Wir brauchen jetzt einen nationalen Kraftakt für gute Ganztagsschulen. Bund, Länder und Kommunen können die nötigen Investitionen nur gemeinsam bewältigen”, so Dräger. Er fordert zudem einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz. Die Einführung eines Rechtsanspruchs habe auch den Kita- und Krippenausbau erst richtig ins Rollen gebracht.

Bundesweite Standards für gute Ganztagsschulen

Der flächendeckende Ausbau guter Ganztagsschulen erfordert auch eine Verständigung über gemeinsame Qualitätsstandards. “Das konzeptionelle Vakuum muss endlich gefüllt werden”, so Dräger, “die Bildungsverantwortlichen in Deutschland müssen einen Konsens erzielen, in welche Richtung der weitere Ganztagsschulausbau gehen soll.” Entscheidend für gute Lernchancen im Ganztag ist, dass qualifiziertes pädagogisches Personal und Lehrkräfte auch am Nachmittag in der Schule präsent sind, um den Schülern hochwertige Lernangebote zu machen. Diese Grundbedingung wurde in den Berechnungen der Studie berücksichtigt.

Zusatzinformationen

Für die Studie “Gute Ganztagsschule für alle – Kosten für den Ausbau eines qualitätsvollen Ganztagsschulsystems in Deutschland bis 2030” haben Klaus Klemm und Dirk Zorn die Höhe der erforderlichen baulichen Investitionen und der laufenden Kosten für zusätzliches pädagogisches Personal ermittelt, die für einen Umbau zu einem Ganztagsschulsystem anfallen. Sie gehen dabei von einer Versorgung von 80 Prozent aller Schüler bis zum Jahr 2025 und von einer Vollversorgung bis zum Jahr 2030 aus. Steigende Schülerzahlen und der damit verbundene Wegfall der bislang erwarteten sog. demographischen Rendite sind in der Schätzung berücksichtigt. In zwei Szenarien modellieren die Autoren unterschiedliche zeitliche Nutzungsintensitäten der ganztägigen Angebote. Grundlage für die in den Szenarien abgebildete zeitliche Struktur des Ganztags und die qualitativen Rahmenbedingungen bildet dabei der Empfehlungskatalog “Mehr Schule wagen”, den die Bertelsmann Stiftung, die Robert Bosch Stiftung, die Stiftung Mercator und die Vodafone Stiftung Deutschland im Mai dieses Jahres vorgelegt hatten. Der Empfehlungskatalog beruht auf einer empirischen Analyse der Ganztagspraxis ausgewählter Preisträgerschulen durch eine wissenschaftliche Expertengruppe.

SOURCE: Bertelsmann Stiftung

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