Der ehemalige Banker Mike Baur verrät sein Erfolgsrezept für die Schweizer Wirtschaft

Die Veränderungen im Schweizer Bankwesen veranlassen viele Fachleute der Branche dazu, den traditionellen Karriereweg zu verlassen, bei dem man vom Berufseinstieg bis zum Ruhestand einem Weg folgt, und stattdessen neue Wege zu gehen, wie Mike Baurs Swiss Startup Factory.

ZURICH, 17-Feb-2017 — /EuropaWire/ — Mike Baur machte sich im Schweizer Bankensektor einen Namen, als er 2008 ein wichtiger Akteur bei der Privatbank Clariden Leu wurde. Er fand sich in seiner Position gut zurecht und beriet schon mit Anfang zwanzig die wohlhabendsten Einwohner der Schweiz in finanziellen Angelegenheiten.

Das Bürogebäude, in dem Baur arbeitete, war auch sehr beeindruckend. Solch ein ehrwürdiges Gebäude konnte sich natürlich nur in der sehr eleganten Bahnhofstrasse befinden. Baur bezeichnete das Gebäude als „ein Juwel“, aber die guten Zeiten, die er dort verbrachte, fanden ein Ende, als die Finanzkrise ausbrach, und die Geschäftslage wurde sehr unruhig.

In diesen schwierigen Jahren entschloss sich die Muttergesellschaft von Clariden Leu dazu, die Türen der 250 Jahre alten Einrichtung zu schließen. Daraufhin wurde Clariden Leu ein Teil ihrer Muttergesellschaft, der Credit Suisse Group AG. Das wunderschöne Bürogebäude, in dem Baur einst arbeitete, ist mittlerweile verkauft worden.

Baur hörte im Jahr 2014 bei Clariden Leu auf, um anderen Projekten nachzugehen. Bei diesen Projekten handelte es sich um Technologie-Startups. Während Clariden Leu also kurz vor dem Ende stand, hatte Baur sich bereits Größerem verschrieben.

Baurs Karriere im Bankensektor nahm zunächst einen sehr positiven Anfang. Im Alter von 16 Jahren begann er seine Karriere als Lehrling bei der UBS Group AG. In einem Treffen mit dem Personalmanager der Firma erhielt er ein Diagramm, auf dem aufgezeichnet war, wie seine gesamte Karriere bis zu seinem Ruhestand aussehen würde. Baur folgte diesem Plan und erhielt eine Beförderung nach der anderen, bis er Teil einer Gruppe wurde, die auf der Suche nach innovativen Methoden für die Anwerbung sehr wohlhabender Investoren war. Seine Strategien funktionierten und UBS begann, in einem rekordverdächtigen Tempo zu expandieren. Das hielt an, bis die Wirtschaft schließlich von der Finanzkrise getroffen wurde.

Nachdem die Regierung UBS im Jahr 2008 gerettet hatte, fing die Bank an, sich zu verkleinern. Auch die Credit Suisse musste ihre Expansionsbemühungen zurückfahren und sich darauf konzentrieren, die Bank im Geschäft zu halten. Zu diesem Zeitpunkt verließ Baur UBS, um bei Clariden Leu zu arbeiten.

Baur blieb nur sechs Jahre bei Clariden Leu. Er war soweit, seinen eigenen unternehmerischen Ideen nachzugehen und sein großes Talent in Startup-Unternehmen zu investieren. Diese Entscheidung bedeutete, dass er ein üppiges Gehalt hinter sich ließ, aber er erfuhr später, dass die Leute, die sich auf sein Accelerator Programm bewarben, auch ehemalige Bankkaufleute waren. Für Baur ist der Grund dafür sehr klar. Aufgrund der verstärkten Regulierungen, mit denen Banker im gegenwärtigen finanziellen Klima zu kämpfen haben, ist das Bankwesen mittlerweile eine weniger attraktive Karrierewahl als in der Vergangenheit.

Derzeit versinkt das Bankwesen in gesetzlichen Vorschriften und viele Rechtsskandale sind ans Licht gekommen. Dazu kommt, dass die Zinsen stark gesunken sind und Banken nicht mehr die enormen Gewinne einfahren, die sie in der Vergangenheit erwirtschaften konnten. Die Finanzbranche war in hohem Maße für die bequeme Position verantwortlich, die die Schweiz in der Welt innehat, aber die aktuelle Stimmungslage hat dazu geführt, dass sie sich in einem anderen Licht betrachten. Präsident Johann Schneider-Ammann hat vor Kurzem eingeräumt, dass es für die Schweiz an der Zeit sei, weniger risikoavers zu sein und mehr unternehmerischen Esprit zu entwickeln.

Derzeit hat es nicht den Anschein, dass das Bankwesen sich in diese Richtung bewegt, da die Branche 2015 weniger als fünf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Schweiz beigetragen hat. Das Beschäftigungswachstum in der Branche sank auch unter das Niveau des Beschäftigungswachstums in der Bau- und Immobilienbranche.

Mike Baur erkannte die Gelegenheit und machte sich die Talente, die der Bankenbrache abhanden gehen, zunutze. Er entwickelte eine Methode, um diesen Leuten zu helfen, ihre Karrieremöglichkeiten abseits des Bankensektors zu realisieren.

Es scheint, dass Baur und seine Kunden viel gemeinsam haben. Er war Teil einer traditionellen Branche, aber er hatte nicht immer das Gefühl, dass seine Ideen sehr traditionell waren. Es fiel ihm nicht schwer, seinen Job bei UBS hinter sich zu lassen, weil er dort seine kreative unternehmerische Seite nicht fördern konnte.

Das Unternehmen, das er gegründet hat, nennt sich „Swiss Startup Factory“. Er hat sein Unternehmen eine „Fabrik“ genannt, weil er die Absicht hat, Menschen dabei zu helfen, aus ihren Ideen erfolgreiche Unternehmen aufzubauen. Er betrachtet seine Aufgabe als eine Art Hersteller, der neue Unternehmen für den Markt „herstellt“.

Der andere Grund, der „Herstellung“ zu einem guten Wort für Baurs Unternehmen macht, ist seine Überzeugung, dass die jungen Leute, die mit ihm arbeiten, hart arbeiten müssen. Er hat in seinen Jahren als Banker viele wohlhabende Menschen kennengelernt und er glaubt, dass sie dazu neigen, nicht hart genug zu arbeiten, um Erfolg zu haben.

In dieser Branche gibt es andere Gründerzentren, aber Baur besteht darauf, dass sein Unternehmen anders ist. Der Hauptunterschied liegt darin, dass er und die anderen Gründer der Swiss Startup Factory ihr eigenes Geld in das Unternehmen investiert haben, sie wollen also wirklich erfolgreich sein. Sein Unternehmen ist zudem unabhängig und das macht einen riesigen Unterschied, weil sie so nicht durch die Agenda einer bestimmten Person eingegrenzt werden. Jeder einzelne ist wichtig.

Baur hat verlauten lassen, was seiner Meinung nach die Stärken sowie die Schwächen seines Unternehmens sind. Die Stärke der Swiss Startup Factory ist die Tatsache, dass es ein hochinnovatives Unternehmen ist. Seine Schwäche ist, dass sie Schwierigkeiten bei der Umsetzung ihrer Strategien haben. Er glaubt auch, dass sie daran arbeiten müssen, den Investoren die Chancen und Möglichkeiten auf professionellere Art und Weise zu präsentieren, damit diese Investoren mit mehr Begeisterung mit seinem Unternehmen zusammenarbeiten.

Unter dem Strich kann man sagen, dass Mike Baur sein Unternehmen mit Leidenschaft führt und hart daran arbeitet, seine Ziele zu verwirklichen. Er glaubt, dass dies die zwei Faktoren sind, die in jeder Branche zum Erfolg führen. Es schadet natürlich nicht, dass er das liebt, was er tut.

Mike Baur glaubt, dass man Menschen beibringen kann, was ein Unternehmer ist, aber dass man ihnen nicht die Mentalität beibringen kann, die man als Unternehmer braucht. Laut Baur wird man entweder mit der unternehmerischen Mentalität geboren oder eben nicht.

In Zukunft möchte Baur, dass sein Unternehmen der Schweiz etwas zurückgibt. Er und seine Partner leisten schon ihren Beitrag, aber er sieht in diesem Bereich noch Verbesserungspotenzial und wird weiter daran arbeiten, einen positiven Einfluss auf das Ökosystem der Schweizer Geschäftswelt zu haben.

Mia Bishop
Perennial Relations
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