Humboldt-Universität zu Berlin-Studentin Verena Schott bei den Paralympischen Spielen in Rio im September

Verena Schott zählt zum deutschen Paralympic-Aufgebot. Abbildung: Picture Alliance/dpa/Pressefoto Baumann

Verena Schott zählt zum deutschen Paralympic-Aufgebot. Abbildung: Picture Alliance/dpa/Pressefoto Baumann

Eine Silbermedaille hat HU-Studentin Verena Schott schon, bei den Paralympischen Spielen in Rio im September kann noch ein zweites Edelmetall hinzukommen. Den Weg nach Rio hat die querschnittsgelähmte Schwimmerin bereits gemeistert — trotz einer Dreifachbelastung mit Training, Familienleben und Lehramtsstudium.

BERLIN, 29-Aug-2016 — /EuropaWire/ — In London 2012 schwamm sie bereits zu Silber, im September vertritt Verena Schott bei den Paralympics in Rio de Janeiro (7. bis 18. September) erneut Deutschland. Nach Silber in London und diversen Medaillen bei Schwimm-Weltmeisterschaften, geht die 27-Jährige zuversichtlich in die Vorbereitung für die Olympischen Spiele der Menschen mit Behinderung.

Als Leistungssportlerin, Mutter und Studentin muss Schott viele Herausforderungen zugleich bewältigen. Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Lebensgefährten, dem Behindertensportverband und der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Auch eine neu gegründete Initiative hilft ihr weiter. Denn besonders für Profisportler mit Behinderung ist finanzielle Sicherheit noch immer keine Selbstverständlichkeit.

Von Biologie zum Lehramt

Die 1989 in Greifswald geborene angehende Lehrerin hat in Sachsen ihr Abitur gemacht und sich für ein Biologiestudium an der HU entschieden. “Ich wollte ursprünglich in die Meeresbiologie. Aber mit zwei kleinen Kindern ist das schwierig. Da musste ich etwas umdenken.” Nun hat sie vom speziellen Teilgebiet zum Lehramt gewechselt: “Mit Chemie als Zweitfach.”

Für Sportler mit Behinderung ist die Situation im Spitzensport oft noch angespannter als bei den Kollegen. Diese werden häufig von der Bundeswehr als Sportsoldaten unterstützt oder kommen bei der Polizei unter. “Bei uns gibt es das fast gar nicht”, sagt Verena Schott: “Es treten vielleicht höchstens drei Sportler bei den Paralympics an, die im Sinne der Integration behinderter Menschen von der Polizei oder Bundeswehr gefördert werden.”

Deshalb ist die zweifache Mutter für jede organisatorische und finanzielle Unterstützung dankbar. Während sie sich um die Familie kümmert, von Trainingslager zu Trainingslager fährt und auch noch studiert, arbeitet ihr Freund und hilft ihr — gemeinsam mit der Initiative “ungehindert.de Janeiro” — die Paralympicteilnahme zu stemmen. Die Initiative deckt unter anderem die Kosten für Babysitter und Trainingsreisen mit der Familie. “Das hätte ich sonst nicht geschafft. Es wäre zu viel geworden — auch für die Kinder”, sagt Schott, die beim Paralympischen Sport Club Berlin trainiert.

Paradedistanz 200 Meter Lagen

Auch im Lehramtsstudium an der HU kommen ihr die Dozenten entgegen, um ihre Sportlerlaufbahn zu unterstützen. “Im Sommersemester habe ich einen Kurs, den ich aus der Ferne mache”, sagt die Schwimmerin: “Und dank eines kulanten Professors kann ich eine Praktikumsvorbereitung daheim über das Internet erledigen.”

Für Verena Schott sind es die zweiten Paralympischen Spiele ihrer Karriere. Sie schwimmt seit ihrem achten Lebensjahr.  Bei einem Fahrrad-Unfall im Alter von 13 Jahren erlitt sie eine inkomplette Querschnittslähmung, durch die sie noch teilweile Gefühl und Bewegungsfähigkeit in den Beinen hat. Ihr Schwimmtraining hat sich dadurch aber nur marginal verändert: „Der einzige Unterschied ist, dass ich jetzt nur mit den Armen schwimme und noch mehr aufpasse, sie nicht zu überlasten.” Nur abseits des Beckens ist Schott auf Hilfsmittel wie einen Rollstuhl angewiesen.

2012, bei ihrem ersten Start bei den Paralympics, schwamm Sie auf ihrer Paradedistanz über 200 Meter Lagen zur Silbermedaille. Gelingt ihr auch im September ein solcher Triumph? Schott steckt sich kleinere Ziele: “Wenn ich eine gute Leistung abliefere, bin ich schon zufrieden.”

Über ihre Zeit nach den Paralympischen Spielen und ein mögliches Karriereende macht sie sich derzeit noch keine Gedanken — oder gar Pläne. “Wenn der Zeitpunkt gekommen ist und ich nicht mehr möchte, dann höre ich eben auf”, sagt sie entschlossen: “Sich jetzt schon Gedanken darüber zu machen, ist Zeitverschwendung. Wenn es soweit ist, dann weiß man, was Sache ist.”

Zur Person: Verena Schott wurde am 6. März 1989 in Greifswald geboren. Seit einem Verkehrsunfall 2002 ist Schott inkomplett querschnittsgelähmt. Als Schwimmerin holte sie diverse Medaillen bei Weltmeisterschaften und 2012 bei den Paralympischen Spielen in London Silber über 200 Meter Lagen. Verena Schott lebt mit ihrer Familie in Berlin und trainiert beim Paralympischen Sport Club Berlin.

Zur Serie: In den weiteren Teilen haben wir die Olympia-Teilnehmer Betty Heidler (Hammerwerfen), Philipp Herder (Turnen) und Patrick Hausding (Wasserspringen) vorgestellt.

SOURCE: Humboldt-Universität zu Berlin

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